Haltickling
2nd Level Green Feather
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Das ist die tatsächlich erlebte Geschichte, wie ich eine tolle Frau zu unserer Welt des Kitzelns „bekehrt“ habe. Das ganze passierte vor etwa zehn Jahren, und ich schrieb es kurz danach nieder. Der erste Teil beschreibt lediglich die Gespräche zu Beginn der Überzeugungs-Arbeit, allerdings noch ohne „Action“. Das könnte sich aber für Viele hilfreich erweisen, die einen geliebten Menschen in unseren kitzligen Lebensstil einführen wollen. Wer nur an der Kitzel-Action interessiert ist, lese einfach den zweiten Teil („Die Belohnung“,). Viel Spaß!
Ein kitzliges Thema
1) Überzeugungs-Arbeit
Vor kurzem saß ich mit meiner neuen Flamme in einem kleinen, verschwiegenen italienischen Restaurant. Susanne was das bezauberndste, süßeste weibliche Wesen, dem ich seit langem begegnet war. Sie weckte Gefühle in mir, die ich schon längst verschüttet geglaubt hatte. Ihr Lachen ließ selbst an diesem kalten, düsteren Novemberabend die Sonne aufgehen.
Erst bei unserem letzten Treffen kamen wir so weit, dass wir uns duzten. Meine Verliebtheit vorbot mir weitergehende Annäherungsversuche. Ich wollte noch einmal die ganze rosarote Phase erleben, nicht einfach nur mit ihr ins Bett steigen. Instinktiv fühlte ich: Sie konnte mir so viel mehr geben als bloßen Sex.
Eine zufällige (ich schwöre!) Berührung, als ich ihr aus dem Mantel half, ließ sie kichernd zusammenzucken. „Verzeihung, das wollte ich nicht. Du bist wohl sehr kitzlig?“ wollte ich wissen. Ein leichter Schauer durchlief sie. „Oh ja, schrecklich!“
„Was ist denn daran so schrecklich? Kitzlig sein ist durchaus keine schreckliche Sache. Sie kann, richtig angewandt, sogar großen Spaß machen!“ Sie zuckte mit den Schultern, erwiderte aber nichts darauf.
Wir speisten hervorragend und unterhielten uns glänzend über ganz alltägliche Dinge. Es machte mir Freude, sie mit einigen witzigen Bemerkungen zum Lachen zu bringen. Sie bemerkte das wohl und fragte mich: „Du bringst wohl gerne Menschen zum Lachen?“ – „Nur wenn ihr Lachen so bezaubernd ist wie deines,“ antwortete ich in einem Anfall von plötzlichem Charme. Ein weiteres Lächeln war die Belohnung.
„Deshalb hast du mich vorhin wohl auch gekitzelt?“ fragte sie schelmisch. „Das war Zufall. Genauer gesagt, war es sogar Zufall, dass es ein echter Zufall war.“
„Erklär’ mir das näher, das verstehe ich nicht.“ – „Nun, bei Gelegenheit werde ich dir das gerne erklären. Jetzt erscheint mir das nicht der richtige Ort und die richtige Zeit hierfür zu sein.“ – „Und was wären der geeignete Ort und Zeitpunkt?“ hakte sie nach. Das Spiel mit der sprichwörtlichen Neugierde der Frau hatte sich wieder einmal als wirksam erwiesen, was immer Emanzen auch hierüber denken mögen.
Ich lenkte das Gespräch bewusst auf ein anderes, unverfänglicheres Thema, wohl wissend, dass ich nun ihr Interesse geweckt hatte. Doch nur wenig später packte sie die Gelegenheit geschickt beim Schopf, als ich sie wieder einmal zum Lachen gebracht hatte: „Hast du heute Zeitung gelesen?“ fragte sie. „Da war ein Bericht, dass in Teilen Ostafrikas die Lachkrankheit ausgebrochen ist. Dort müsstest du dich doch wohlfühlen!“
Diesmal musste ich lachen, und sie kicherte vergnügt mit, als ich bemerkte: „Nur in Ostafrika? Aber im Ernst, Susanne, Lachen und Krankheit sind doch eigentlich Widersprüche. Lachen ist die beste Medizin!“ – „Nur wenn man freiwillig lacht, nicht wenn man durch irgendein Virus dazu gezwungen wird. Oder durch etwas anderes.“ Zielstrebig steuerte sie das Thema Kitzeln wieder an. Nun gut, sie wollte es so. Ich griff den gereichten Faden also auf.
„Nun, durch ein Virus möchte ich wohl auch nicht zum Lachen gebracht werden. Durch andere Dinge aber durchaus gerne!“ – „Auch durch Kitzeln?“ – „Natürlich, vor allem durch Kitzeln. Aber das ist ein sehr erotischen Thema, ich warne dich!“ Ihr helles Lachen erklang wieder: „Du scherzt schon wieder! Kitzeln und erotisch? Dass ich nicht lache!“
„Du lachst doch schon! Nein, ernsthaft. Ich wollte eigentlich in diesem Stadium unserer Bekanntschaft noch nicht über Kitzeln sprechen. Du könntest es falsch verstehen, mich für sexbesessen und pervers halten und mir deine Zuneigung entziehen. Außerdem müsste ich fürchterlich weit ausholen, um dir das genau zu erklären. Das wäre sehr theoretisch, und viel zu ernsthaft, um es hier und jetzt zu erörtern.“
„Du hast dich wohl sehr intensiv mit Kitzeln befasst? Ich wusste gar nicht, dass du jetzt unter die Wissenschaftler gegangen bist! Aber das Thema interessiert mich. Ich leide darunter, dass mich die geringste Berührung zur Hysterie treibt, und nun erzählst du mir Geschichten über das Kitzeln, die das ganze so alltäglich, ja sogar wissenschaftlich erscheinen lassen. Falls es dich beruhigt, ich werde deine Erklärungen nicht als Verführungsversuch auffassen. Allerdings werde ich mich auch nicht für irgendwelche pseudowissenschaftlichen Experimente hergeben. Also, schieß schon los!“
Ich grinste. „Na schön. Du willst es nicht anders. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Menschen überhaupt kitzlig sind?“ – „Hmm, nein, wenn du mich so fragst. Warum?“ – „Tja, das erklärt sich aus der Entwicklungsgeschichte der menschlichen Physiologie. Überleg mal: Wo ist der Mensch kitzlig? Vor allem an den Weichteilen, am Brustkorb, unter den Achseln, im Lendenbereich, und an Handflächen und Fußsohlen.“
Sie nickte zustimmend, was ich als gutes Zeichen wertete. Ich fuhr fort: „Nun, die Weichteile, der Brustkorb und der Lendenbereich sind besonders leicht verletzliche Körperregionen. Um Verletzungen vorzubeugen, hat die Natur einen Reflex eingebaut, der den Menschen schon bei leichtesten Berührungen dort zurückzucken lässt. Der Körper krümmt sich, um die weniger empfindlichen Körperteile wie den Rücken darzubieten. Um einen solchen Reflex auslösen zu können, müssen besonders viele und besonders empfindliche Nervenenden an diesen Stellen vorhanden sein.“
Erneut nickte sie und sagte: „Das klingt logisch. Aber in den Achselhöhlen sind doch keine wichtigen Organe, die man schützen müsste. Warum ist man dort so überaus kitzlig?“ – „Du täuschst dich. In den Achselhöhlen befinden sich Nervenknoten, die die Bewegungen der Arme und Hände steuern. Es gibt einen Karateschlag in die Achsel, der den ganzen Arm für Minuten lähmt. Allerdings steht hier wohl weniger die Schutzfunktion im Vordergrund, als vielmehr die Tatsache, dass hier besonders viele Nerven zusammenlaufen. Das erhöht die Empfindsamkeit. Ähnlich ist es bei Fußsohlen und Handflächen.“
„Wiese Handflächen? Dort ist man doch nicht kitzlig, oder?“ – „Wenn du mir das nicht glaubst, musst du mich den Beweis erbringen lassen. Gib mir deine Hand!“ Zögernd reichte sie mir ihre linke Hand. Ich hielt sie am Handgelenk fest und ließ meine Fingerspitzen ganz zart über die geöffnete Handfläche gleiten. Sie zuckte erschreckt zurück und schloss die Hand. „Tatsächlich,“ kicherte sie und rieb die gekitzelte Stelle mit der anderen Hand. „Ich wusste gar nicht, dass ich dort kitzlig bin.“
„Oh, ich bin sicher, du hast noch viel mehr kitzlige Stellen, als du ahnst!“ Sie errötete leicht und drohte mir scherzhaft mit dem Finger. „Keine Experimente, du hast es mir versprochen!“
„Okay, okay. Also zurück zum Thema: Handflächen und Fußsohlen sind deshalb so kitzlig, weil hier wegen des Tastsinns besonders viele Nervenenden angebracht sind. Ursprünglich haben sich unsere Urvorfahren ja auf allen Vieren fortbewegt, häufig im hohen Gras, wo man nicht immer sieht, was auf dem Boden liegt. Auch hier ist ein Zurückzieh-Reflex von Vorteil. Stell dir vor, du trittst auf etwas Spitzes. Wenn du mit deinem Gewicht voll darauf trittst, würde das eine Verletzung bedeuten. Oder du trittst auf etwas Weiches, sich Bewegendes. Eine Schlange? Lieber gleich zurückzucken! Bei den Fußsohlen gibt es sogar einen medizinischen Namen dafür: den Babinsky-Reflex. Ärzte fahren mit einem spitzen Instrument die Fußsohlen entlang, um zu prüfen, ob Lähmungserscheinungen vorliegen. Keine Angst, das führe ich dir jetzt nicht vor.“
Sie lachte wieder: „Das will ich dir auch nicht geraten haben, sonst fliegen wir sofort aus diesem Lokal.“ Schmunzelnd setzt ich meinen ‚hochwissenschaftlichen’ Vortrag fort: Unsere Zivilisation tut ein Übriges dazu, die Kitzligkeit der Fußsohlen zu verstärken. Menschen, die ein Leben lang barfuss laufen, entwickeln eine Hornhaut, wie sie wohl auch unsere Vorfahren hatten. Auch barfüssige Kulturen kennen kitzlige Fußsohlen. Allerdings nützt da keine sehr sanfte Berührung mit einer Feder, das wird nicht wahrgenommen. Da muss man schon die Feder umdrehen und mit dem Kiel etwas kräftiger aufdrücken, dann fühlen auch diese Menschen den Kitzelreiz und reagieren auf den Babinsky-Reflex.“
Ich hielt inne, weil ich bei der Erwähnung des Wortes ‚Feder’ ein unbehagliches Schaudern bei Susanne bemerkte. „Was nicht in Ordnung?“ fragte ich. „Ich schaudere schon bei dem Wort ‚Feder’ zusammen. Das ist eine richtige Phobie, die ich vor Federn habe.“
„Hmm, wäre interessant zu erfahren, woher das kommt. Aber dazu später. Ich wollte dir gerade erzählen, wieso unsere Zivilisation an der Sohlen-Kitzligkeit schuld ist. Stell dir vor, du müsstest etwas durch eine dicke Hornhautschicht erfühlen. Plötzlich ist die Hornhaut weg, nur eine zarte Hautoberfläche spannt sich über die Sohlen. Aber die zahlreichen und besonders empfindlichen Nervenenden sind noch da. Wir tragen seit Generationen Schuhe, nur in den seltensten Fällen laufen wir barfuss. Wie sollte sich da eine dicke Hornhaut entwickeln? Und die Empfindlichkeit dieser Nerven ist immer noch da. Was ist die Folge? Man ist besonders kitzlig dort.
„Bei den Handflächen ist es nicht mehr ganz so krass. Hier hat sich die Empfindlichkeit schon auf ein erträgliches Maß zurückgebildet. Aber die Hände sind unsere wichtigsten Sinnesorgane beim Tasten. Eine gewisse Anzahl von Nervenenden ist also immer noch wichtig und funktionsfähig. Daher die Kitzligkeit an den Handflächen.“
Der Kellner unterbrach uns. Wir bestellten noch eine Flasche Wein; dieses Gespräch war zu interessant, um schon nach Hause zu gehen. Susanne erzählte mir, dass sie ganz besonders kitzlig an den Zehen wäre und wollte auch dafür den Grund wissen.
„Auch unsere Füße waren einmal Greiforgane, mit denen wir Nahrung und so weiter erfühlten. Diese ‚Finger’ haben sich im Laufe der Evolution zu Zehen zurückgebildet, aber die Anzahl der Nervenenden ist in etwa gleich mit denen der viel längeren Finger. Und da sich unsere Zehen fast immer seitlich berühren, ist die Haut dort besonders zart und dünn. Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage: Am empfindsamsten sind die unteren Zehenglieder und die Zehen-Zwischenräume.“
Wieder nickte sie schaudernd. „Das kannst du laut sagen. Aber was hat das alles mit Erotik zu tun?“ – „Jetzt wird’s erst richtig interessant: Ist dir nie aufgefallen, dass die meisten kitzligen Körperteile auch erogene Zonen sind? Der Unterschied liegt lediglich in der Art der Berührung. Sanfte Zungenküsse auf deinem Bauch und im Lendenbereich sind dir sicherlich nicht unbekannt. Die meisten Menschen empfinden das als stimulierend.“ Unwillkürlich bewegte sich ihr Kopf zustimmend.
„Wenn du einen Menschen an diesen Stellen kitzelst, wirkt das ebenfalls stimulierend, du merkst das nur nicht sofort. Jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die du benötigst, um dich vor dem Kitzeln in Sicherheit zu bringen. Das wirkt nur, wenn du dich nicht dagegen wehren kannst, dann allerdings umso intensiver.“
Ihre Augen weiteten sich. „Was meinst du damit? Sich nicht wehren können? Dazu müsstest du mich ja festbinden! Das würde ich nie erlauben!“ – „Nun mal langsam,“ beruhigte ich sie. „Was tust du, wenn man dich kitzelt? Du versuchst, dich mit Händen und Armen davor zu schützen, oder du läufst weg. Das ist eine ganz natürliche Reaktion, aber damit raubst du dir selbst die Chance, durch diese sanften Berührungen erregt zu werden. Du spürst nur den unangenehmen Anfangsreiz, der die Reflexe auslöst.
„Erst wenn du bereit bist, dich über diese Schwelle hinwegtragen zu lassen, entfaltet Kitzeln seinen erotischen Effekt. Am Anfang ist das Kitzeln fast unerträglich, doch wenn du dich nicht dagegen wehren kannst, wenn du das Unerträgliche erträgst, werden deine Nervenenden mit Stimulation überladen. Da es sich dabei um besonders empfindliche Regionen handelt, die auch erogene Zonen sind, wirst du auch sexuell enorm erregt. Nach einer Weile überlagert die erotische Empfindung den eigentlichen Kitzelreiz. Glaube es mir, ich habe das schon oft erlebt, dass Frauen bei ausdauerndem Kitzeln vor Lust fast aus der Haut fahren. Nun gut, ohne zusätzliche sexuelle Stimulation werden nur die wenigsten einen Orgasmus erreichen, aber das Kitzeln verstärkt normalerweise den Höhepunkt ganz enorm.“
Mit immer noch großen Augen fragte sie mich ungläubig: „Und das ist wirklich kein Quatsch, den du mir da erzählst?“ Völlig ernst antwortete ich: „Mein Ehrenwort als Pfadfinder, kein Quatsch. Ich gebe zu, dass nicht alle Menschen gleich positiv darauf reagieren. Aber ich weiß, dass Frauen mit Kitzeln behandelt werden, die Orgasmusprobleme haben. Es funktioniert natürlich nicht, wenn diese Probleme organische Ursachen haben, oder bei Opfern von Vergewaltigungen, oder bei sexuellem Missbrauch während der Kindheit. Aber eine Menge Frauen mit Orgasmus-Schwierigkeiten haben ganz einfach Probleme, sich gehen zu lassen. Sie haben sich zu fest unter Kontrolle. Wenn man solche Frauen ausdauernd und beharrlich kitzelt, verlieren sie diese Kontrolle. Sie können durch das Kitzeln nichts mehr kontrollieren, auch nicht ihre Hemmungen. Auch das geht natürlich nur in Verbindung mit Fesselung.
„Aber es gibt noch einen anderen, physiologischen Zusammenhang zwischen Kitzeln und Orgasmus. Der Lachreiz bewirkt im Körper fast die gleichen Muskelkontraktionen wie beim sexuellen Höhepunkt. Unser Gehirn ist dann offensichtlich der Meinung, dass eben ein Orgasmus bevorsteht, und es veranlasst die vermehrte Ausschüttung verschiedener Glücks- und Sexualhormone. Es bereitet sozusagen den Organismus auf einen Orgasmus vor. Das ist eine Art Rückkopplungseffekt. Woher der Lachreiz beim Kitzeln kommt, ist übrigens noch ungeklärt.“
Dieses offene Gespräch über Sex blieb offensichtlich nicht ganz ohne Wirkung auf Susanne. Ihre Augen glänzten, und sie strich sich nervös durchs Haar. Äußerlich cool erwiderte sie: „Das ist ja fast unglaublich. Du hast dich offensichtlich wirklich sehr intensiv damit befasst. Aber ein paar Sachen habe ich doch nicht verstanden. Was haben zum Beispiel die Fußsohlen damit zu tun? Füße sind doch keine erogenen Zonen, oder?“
„Das glaubst du! Hat dir noch nie jemand die Füße geküsst? Hat nie jemand an deinen Zehen geleckt oder gesaugt? Dann hast du aber was verpasst! Es gibt übrigens auch hierfür eine physiologische Erklärung: Die Reizimpulse der einzelnen Nervenenden werden im Gehirn in ganz bestimmten Regionen empfangen. Durch umfangreiche Untersuchungen weiß man inzwischen, wo welche Impulse landen. Zufällig befinden sich die Rezeptoren für die Füße in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Rezeptoren für die Geschlechtsteile. Wird nun in den Nerven der Fußsohlen und Zehen ein starker Reiz erzeugt, können die damit überladenden Rezeptoren elektrische Energie auf die Nachbarsektoren ableiten. Ein starker Kitzelreiz an den Füßen kann das Überspringen dieser Reizpotentiale bewirken.“
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Das ist einfach unglaublich! Und das ist wirklich wissenschaftlich erwiesen?“ – „Ja. Zumindest ist es die räumliche Nähe der erwähnten Rezeptoren und die Tatsache der überspringenden elektrischen Impulse. Zusammengereimt habe ich mir das allerdings selbst. Offensichtlich ist noch niemand auf die Idee gekommen, den logischen Zusammenhang herzustellen. Es wird viel zu wenig über Kitzeln geforscht. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich liebend gerne einen Forschungsauftrag in diese Richtung finanzieren.“
Wir schwiegen nachdenklich. Es war klar, sie brauchte Zeit, um das Gehörte zu verdauen. Ich drang nicht weiter in sie, sondern bezahlte die Rechnung. Bevor sie in ihr Auto stieg, verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung. Eine absurde Situation! Wir waren noch nicht einmal beim ersten Kuss angekommen, aber ich hielt ihr Vorträge über Sex!
Zwei Wochen später trafen wir uns wieder, diesmal bei einer öffentlichen Veranstaltung. Private Unterhaltung war hier ganz einfach unmöglich, und das oberflächliche Party-Blabla ging mir bald gewaltig auf die Nerven. Unser spezielles Thema blieb natürlich unberührt. Als ich mich anschickte zu gehen, bot sie mir ihre Begleitung an. „Wir könnten irgendwo noch einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken gehen,“ schlug sie mir vor.
Nun, das kam fast ein wenig unerwartet. Unsere Unterhaltungen am Telefon waren nach unserem letzten gemeinsamen Abend völlig belanglos verlaufen, und ich schalt mich schon einen Narren, ihr diesen Vortrag gehalten zu haben. Wie ich befürchtet hatte, drohte unsere Beziehung abzukühlen, bevor sie richtig begonnen hatte. Und nun dieses Angebot!
Wir gingen in ein nettes Weinlokal in der Nähe. Krampfhaft bemühte sich mich, die Themen Sex und Kitzeln zu umschiffen. Wenn überhaupt, dann musste das Thema von ihr zur Sprache gebracht werden.
Und sie tat mir diesen Gefallen. Mein trockener, theoretischer Samen war in fruchtbare Erde gefallen und keimte! „Du hast mir da neulich eine interessante Geschichte erzählt,“ erwähnte sie beiläufig. Ich entgegnete: „Ich habe dir viele Geschichten erzählt. Welche meinst du?“
„Tu nicht so unschuldig! Du weißt genau, was ich meine! Das mit dem Kitzeln und Sex und so. Das war doch alles Mumpitz, um mich irgendwie rumzukriegen, oder?“ In ehrlicher Entrüstung dementierte ich heftig: „So wahr ich hier neben dir sitze, es war die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Und absolut nicht, um dich ‚rumzukriegen’!“
„Warum sonst hast du mir das alles erzählt?“ bohrte sie weiter. – „Nun ja, ich finde das Thema recht interessant, und ich wollte dich auch dafür interessieren. Außerdem finde ich es richtig schade, wenn jemand, der so schön kitzlig wie du ist, das ganze nur als ‚unangenehm’ betrachtet, ohne daraus persönlichen Nutzen zu ziehen.“
Sie schmunzelte: „Du bist richtig süß, wenn du dich so ins Zeug legst, weißt du das?“ Dieses Biest schaffte es tatsächlich, mich verlegen zu machen! Ich glaube, ich bin sogar ein wenig errötet.
„Wenn es dir peinlich ist, weiter darüber zu sprechen, sag’ es ruhig, dann wechseln wir das Thema,“ grinste sie süffisant. – „Schon okay,“ winkte ich ab. „Ich freue mich ja, dass dich dieses Thema interessiert.“ – „Dann kannst du mir sicherlich noch einige Fragen dazu beantworten.“ – „Klar, schieß los!“
„Du hast neulich erwähnt, dass du so etwas tatsächlich schon mal gemacht hast. Ich meine, Kitzeln mit Sex und Fesseln und so. Wie hast du die Frau damals eigentlich rumgekriegt, das mit sich machen zu lassen?“
Meine trockene Kehle musste dringend geräuspert werden. Ein Schluck Wein gab mir die nötige Courage. „Ich glaube, sie war einfach neugierig, etwas Neues kennen zu lernen. Aber mit den Fesseln ist das so eine Sache. Wenn man da nicht gewaltig aufpasst, kann das ein Schuss nach hinten werden!“
„Hab ich mir schon gedacht. Wie gesagt, ich würde mich nie fesseln lassen.“ – „Sag niemals nie! Aber ernsthaft, damit das ein wirklich großes Erlebnis für beide wird, muss man eine Menge Spielregeln beachten.“
„Spielregeln? Du hältst das also für ein Spiel?“ – „Spricht man nicht auch vom Liebesspiel? Ist die Liebe ein Spiel? Ich glaube nicht. Dennoch gibt es auch hierfür Spielregeln, wie zum Beispiel Treue und Aufrichtigkeit. Deshalb darf man auch beim Fesseln von Spielregeln sprechen.“ – „Okay, eins zu null für dich,“ lenkte sie ein. „Wie sehen denn diese Spielregeln aus?“
„Zunächst einmal müssen es beide Partner wirklich wollen. Überreden genügt nicht, und Zwang verdirbt alles. Das würde einer Vergewaltigung gleichkommen, und das lehne ich strikt ab.
„Es ist ganz natürlich, dass man zunächst Angst hat, gefesselt zu werden. Aber ich vergleiche das mit dem ersten Sprung vom Dreimeterbrett im Schwimmbad. Beim ersten Mal hat man schreckliche Angst, wenn man ganz alleine da oben steht. Doch du weißt, wenn du jetzt umkehrst und nicht springst, wirst du es vielleicht nie wagen. Also überwindest du deine Angst und springst. Danach wirst du trotzdem immer noch ein Prickeln in der Magengegend spüren, wenn du wieder da oben stehst. Aber du weißt jetzt: diese Angst kann ich überwinden, und dann steht mir ein schönes Erlebnis bevor. Wenn du aber gleich beim ersten Sprung einen fürchterlichen, schmerzhaften Bauchplatscher produzierst, wirst du vermutlich nie wieder zum Springen bereit sein. Deshalb ist es vor allem beim ersten Fesseln wichtig, dass nichts, absolut nichts schiefläuft.“
Wieder nippte ich an meinem Wein, bevor ich fortfuhr: „Ganz wichtig ist das Vertrauen zwischen beiden Partnern. Nicht nur der Gefesselte geht ein Risiko ein, auch der Fessler riskiert allerhand. Was ist, wenn ihn die Partnerin anschließend wegen Vergewaltigung anzeigt? Sie kann ja noch die Spuren der Fesselung beweisen.
„Und der oder die Gefesselte begibt sich völlig in die Gewalt des Fesslers. Einmal festgebunden, ist Widerstand unmöglich. Was ist, wenn der aktive Partner ein verkappter Sadist ist, dem es Spaß macht, andere zu quälen? Der nicht die Grenzen erkennt oder akzeptiert, die man vorher gemeinsam abgesteckt hat? Du siehst, Vertrauen ist enorm wichtig. Das funktioniert normalerweise nur zwischen Menschen, die sich wirklich lieben. Anderen würde ich von solchen Experimenten unbedingt abraten.“
„Das überzeugt mich,“ nickte sie. „Du sagtest etwas von gemeinsamen Absprachen?“ – „Das ist der nächste wichtige Punkt. Der fesselnde Partner muss genau darüber Bescheid wissen, was sein gefesselter Partner gerne mag, und vor allem, was er überhaupt nicht mag. Es hat also überhaupt keinen Sinn, jemand zum Kitzeln anzubinden, wenn vorher abgesprochen ist, dass Kitzeln nicht in Frage kommt.“
Sie unterbrach mich: „Warum sollte sich überhaupt jemand einverstanden erklären, gefesselt zu werden? Nur als Vertrauensbeweis?“ – „Wenn man gefesselt ist, geht die völlige Verantwortung auf den fesselnden Partner über. Lache nicht, es ist manchmal ganz angenehm, alle Verantwortung abzugeben. Sich einfach treiben zu lassen. Man muss kein Masochist sein, um das Prickeln des Ausgeliefertseins genießen zu können. Mach mit mir, was du willst, ich werde es nur genießen. Kennst du dieses Gefühl?“
Sie nickte schweigend. „Ich habe es nur noch nicht mit Fesseln ausprobiert. Aber das Gefühl, sich jemand gerne und lustvoll auszuliefern, das kenne ich.“ – „Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass dir das durchaus gefallen hat. Den meisten Menschen, die so etwas erlebt haben, gefällt es.
„Doch zurück zu den Spielregeln: Dazu gehört festzustellen, welche Körperteile nicht berührt werden dürfen. Manche Menschen empfinden zum Beispiel anale Stimulation als unangenehm. Also wird diese Region für tabu erklärt. Und wenn dem Partner nur ein ganz klein wenig an dir liegt, wird er sich daran halten. Es soll schließlich für Beide lustvoll sein.
„In deinem konkreten Fall wäre so ein Tabu beispielsweise, dass nicht mit Federn gekitzelt wird, weil du eine Abneigung dagegen hast. In meinem Fall wäre das Gesicht eine Tabuzone. Dort empfinde ich das Kitzeln nur als unangenehm, obwohl ich dort recht kitzlig bin. Diese Art von Tabu ist wichtig, wenn man vor hat, auch nach diesem Tag noch zusammen zu bleiben. Wird eines dieser Tabus verletzt, ist das Vertrauen zum Teufel, und es wird nie wiederkommen.
„Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Gefahrensignal. Dafür genügt ein einfaches ‚Stop’ oder ‚Aufhören’ nicht. Wer richtig durchgekitzelt wird, stößt diese Worte unwillkürlich aus, obwohl er oder sie eigentlich weitergekitzelt werden möchte, weil gerade der Punkt erreicht ist, wo die Unerträglichkeit in Lust umschlägt.
„Bei meinen eigenen Fessel-Erlebnissen habe ich immer Husten als Gefahrensignal verwendet. Wenn dieses Signal ertönt, muss das Kitzeln sofort aufhören. Das hat noch einen weiteren Grund: Wenn man richtig gekitzelt wird, kann man oft vor Lachen nicht sprechen. Ein Wort als Gefahrensignal ist also manchmal unwirksam. Und beim Lachen verschluckt man sich vielleicht. Dabei hustet man automatisch, und das ist gut so. Ganz ungefährlich ist das Gekitzeltwerden nämlich nicht: man kann dabei ersticken, wenn man nicht ab und zu tief Luft holen darf.“
Susanne nickte heftig. „Das habe ich schon mal erlebt. Mit meiner besten Freundin habe ich mich in der Pubertät manchmal gebalgt, zum Spaß natürlich. Einmal hat sie mich dabei so heftig gekitzelt, dass ich gar nicht mehr zum Luft holen gekommen bin. Ich wurde fast ohnmächtig, bevor sie endlich aufhörte.“
„Schau schau, du hast also doch schon Erfahrung! Spaß beiseite: Kitzeln wurde im Mittelalter bei verschiedenen Völkern als Folter oder Strafe angewandt. Lies mal im ‚Simplizissimus’ nach. Einige Opfer sind dabei tatsächlich gestorben. Lache nicht, das ist todernst gemeint. An den Opfern dieser Folter waren anschließend keinerlei Spuren der Methode nachzuweisen. Eventuelle Geständnisse mussten also völlig ‚freiwillig’ erfolgt sein.
„Beim erotischen Kitzeln muss man also unbedingt darauf achten, das ganze nicht zu übertreiben. Auch ohne Gefahrensignal sollte man dem Gefesselten ab und zu eine Atempause gönnen. Man kann diese Pausen auch mit wirklich erotischen Berührungen füllen, das ist sogar besonders wirksam. Der ganze Körper befindet sich dann in einem äußerst empfindsamen Zustand, der auch sexuelle Reize besonders gut weiterleitet.
„Wie ich schon erwähnte, erhöht Kitzeln während des Orgasmus das Lustempfinden ungemein. Manche Menschen fallen richtig in Extase dabei, und bei Frauen sind Mehrfach-Orgasmen keine Seltenheit. Ganz wichtig dabei ist, den oder die Gefesselte sofort nach dem Höhepunkt loszubinden, da sonst schmerzhafte Krämpfe in Armen und Beinen auftreten können. Einen Muskelkater vom Lachen hat man am nächsten Tag sowieso. Aber ich kenne unangenehmere Gründe für einen Muskelkater!“
Sie grinste schon wieder: „Soso, der Experte spricht. Hast du eigentlich immer nur Andere gekitzelt, oder hast du das schon mal mit dir machen lassen?“ – „Natürlich, und ich bin mir wirklich nicht sicher, was von beiden mir besser gefällt. Selbstverständlich muss man dem gekitzelten Opfer Gelegenheit zur Revanche geben, sonst wird das einseitig und unfair.“
Sie kicherte ein wenig verlegen. „Darf ich das als Einladung verstehen?“ – „Wenn du meinst...“
Nun waren wir beide verlegen wie Teenager beim ersten Rendezvous. Keiner hatte den Mut zum nächsten Schritt. Um die Situation zu entkrampfen, machte ich ein paar belanglose Scherze, und ihr Lachen löste die Spannung. Wir alberten noch eine ganze Weile, und ich genoss es.
Wieder einmal näherte sich ein Abend seinem Ende. An ihrem Auto angekommen, standen wir noch lange beisammen. Aus dem flüchtigen Gute-Nacht-Kuss wurde ein richtiger Kuss. Ich war im siebten Himmel! Aber es sollte noch eine Steigerung folgen: Sie versprach mir, über das Gesagte nachzudenken. Halb scherzhaft meinte sie: „Okay, ich verspreche dir: Falls ich mich jemals dazu entschließen sollte, mich kitzeln zu lassen, dann von dir. Gib mir ein wenig Zeit.“ – „So viel du willst, liebe Susanne. Das, was du eben gesagt hast, macht mich schon jetzt unendlich glücklich!“ Ich küsste sie wieder, und sie fuhr weg.
Fortsetzung weiter unten auf der gleichen Seite
Ein kitzliges Thema
1) Überzeugungs-Arbeit
Vor kurzem saß ich mit meiner neuen Flamme in einem kleinen, verschwiegenen italienischen Restaurant. Susanne was das bezauberndste, süßeste weibliche Wesen, dem ich seit langem begegnet war. Sie weckte Gefühle in mir, die ich schon längst verschüttet geglaubt hatte. Ihr Lachen ließ selbst an diesem kalten, düsteren Novemberabend die Sonne aufgehen.
Erst bei unserem letzten Treffen kamen wir so weit, dass wir uns duzten. Meine Verliebtheit vorbot mir weitergehende Annäherungsversuche. Ich wollte noch einmal die ganze rosarote Phase erleben, nicht einfach nur mit ihr ins Bett steigen. Instinktiv fühlte ich: Sie konnte mir so viel mehr geben als bloßen Sex.
Eine zufällige (ich schwöre!) Berührung, als ich ihr aus dem Mantel half, ließ sie kichernd zusammenzucken. „Verzeihung, das wollte ich nicht. Du bist wohl sehr kitzlig?“ wollte ich wissen. Ein leichter Schauer durchlief sie. „Oh ja, schrecklich!“
„Was ist denn daran so schrecklich? Kitzlig sein ist durchaus keine schreckliche Sache. Sie kann, richtig angewandt, sogar großen Spaß machen!“ Sie zuckte mit den Schultern, erwiderte aber nichts darauf.
Wir speisten hervorragend und unterhielten uns glänzend über ganz alltägliche Dinge. Es machte mir Freude, sie mit einigen witzigen Bemerkungen zum Lachen zu bringen. Sie bemerkte das wohl und fragte mich: „Du bringst wohl gerne Menschen zum Lachen?“ – „Nur wenn ihr Lachen so bezaubernd ist wie deines,“ antwortete ich in einem Anfall von plötzlichem Charme. Ein weiteres Lächeln war die Belohnung.
„Deshalb hast du mich vorhin wohl auch gekitzelt?“ fragte sie schelmisch. „Das war Zufall. Genauer gesagt, war es sogar Zufall, dass es ein echter Zufall war.“
„Erklär’ mir das näher, das verstehe ich nicht.“ – „Nun, bei Gelegenheit werde ich dir das gerne erklären. Jetzt erscheint mir das nicht der richtige Ort und die richtige Zeit hierfür zu sein.“ – „Und was wären der geeignete Ort und Zeitpunkt?“ hakte sie nach. Das Spiel mit der sprichwörtlichen Neugierde der Frau hatte sich wieder einmal als wirksam erwiesen, was immer Emanzen auch hierüber denken mögen.
Ich lenkte das Gespräch bewusst auf ein anderes, unverfänglicheres Thema, wohl wissend, dass ich nun ihr Interesse geweckt hatte. Doch nur wenig später packte sie die Gelegenheit geschickt beim Schopf, als ich sie wieder einmal zum Lachen gebracht hatte: „Hast du heute Zeitung gelesen?“ fragte sie. „Da war ein Bericht, dass in Teilen Ostafrikas die Lachkrankheit ausgebrochen ist. Dort müsstest du dich doch wohlfühlen!“
Diesmal musste ich lachen, und sie kicherte vergnügt mit, als ich bemerkte: „Nur in Ostafrika? Aber im Ernst, Susanne, Lachen und Krankheit sind doch eigentlich Widersprüche. Lachen ist die beste Medizin!“ – „Nur wenn man freiwillig lacht, nicht wenn man durch irgendein Virus dazu gezwungen wird. Oder durch etwas anderes.“ Zielstrebig steuerte sie das Thema Kitzeln wieder an. Nun gut, sie wollte es so. Ich griff den gereichten Faden also auf.
„Nun, durch ein Virus möchte ich wohl auch nicht zum Lachen gebracht werden. Durch andere Dinge aber durchaus gerne!“ – „Auch durch Kitzeln?“ – „Natürlich, vor allem durch Kitzeln. Aber das ist ein sehr erotischen Thema, ich warne dich!“ Ihr helles Lachen erklang wieder: „Du scherzt schon wieder! Kitzeln und erotisch? Dass ich nicht lache!“
„Du lachst doch schon! Nein, ernsthaft. Ich wollte eigentlich in diesem Stadium unserer Bekanntschaft noch nicht über Kitzeln sprechen. Du könntest es falsch verstehen, mich für sexbesessen und pervers halten und mir deine Zuneigung entziehen. Außerdem müsste ich fürchterlich weit ausholen, um dir das genau zu erklären. Das wäre sehr theoretisch, und viel zu ernsthaft, um es hier und jetzt zu erörtern.“
„Du hast dich wohl sehr intensiv mit Kitzeln befasst? Ich wusste gar nicht, dass du jetzt unter die Wissenschaftler gegangen bist! Aber das Thema interessiert mich. Ich leide darunter, dass mich die geringste Berührung zur Hysterie treibt, und nun erzählst du mir Geschichten über das Kitzeln, die das ganze so alltäglich, ja sogar wissenschaftlich erscheinen lassen. Falls es dich beruhigt, ich werde deine Erklärungen nicht als Verführungsversuch auffassen. Allerdings werde ich mich auch nicht für irgendwelche pseudowissenschaftlichen Experimente hergeben. Also, schieß schon los!“
Ich grinste. „Na schön. Du willst es nicht anders. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum Menschen überhaupt kitzlig sind?“ – „Hmm, nein, wenn du mich so fragst. Warum?“ – „Tja, das erklärt sich aus der Entwicklungsgeschichte der menschlichen Physiologie. Überleg mal: Wo ist der Mensch kitzlig? Vor allem an den Weichteilen, am Brustkorb, unter den Achseln, im Lendenbereich, und an Handflächen und Fußsohlen.“
Sie nickte zustimmend, was ich als gutes Zeichen wertete. Ich fuhr fort: „Nun, die Weichteile, der Brustkorb und der Lendenbereich sind besonders leicht verletzliche Körperregionen. Um Verletzungen vorzubeugen, hat die Natur einen Reflex eingebaut, der den Menschen schon bei leichtesten Berührungen dort zurückzucken lässt. Der Körper krümmt sich, um die weniger empfindlichen Körperteile wie den Rücken darzubieten. Um einen solchen Reflex auslösen zu können, müssen besonders viele und besonders empfindliche Nervenenden an diesen Stellen vorhanden sein.“
Erneut nickte sie und sagte: „Das klingt logisch. Aber in den Achselhöhlen sind doch keine wichtigen Organe, die man schützen müsste. Warum ist man dort so überaus kitzlig?“ – „Du täuschst dich. In den Achselhöhlen befinden sich Nervenknoten, die die Bewegungen der Arme und Hände steuern. Es gibt einen Karateschlag in die Achsel, der den ganzen Arm für Minuten lähmt. Allerdings steht hier wohl weniger die Schutzfunktion im Vordergrund, als vielmehr die Tatsache, dass hier besonders viele Nerven zusammenlaufen. Das erhöht die Empfindsamkeit. Ähnlich ist es bei Fußsohlen und Handflächen.“
„Wiese Handflächen? Dort ist man doch nicht kitzlig, oder?“ – „Wenn du mir das nicht glaubst, musst du mich den Beweis erbringen lassen. Gib mir deine Hand!“ Zögernd reichte sie mir ihre linke Hand. Ich hielt sie am Handgelenk fest und ließ meine Fingerspitzen ganz zart über die geöffnete Handfläche gleiten. Sie zuckte erschreckt zurück und schloss die Hand. „Tatsächlich,“ kicherte sie und rieb die gekitzelte Stelle mit der anderen Hand. „Ich wusste gar nicht, dass ich dort kitzlig bin.“
„Oh, ich bin sicher, du hast noch viel mehr kitzlige Stellen, als du ahnst!“ Sie errötete leicht und drohte mir scherzhaft mit dem Finger. „Keine Experimente, du hast es mir versprochen!“
„Okay, okay. Also zurück zum Thema: Handflächen und Fußsohlen sind deshalb so kitzlig, weil hier wegen des Tastsinns besonders viele Nervenenden angebracht sind. Ursprünglich haben sich unsere Urvorfahren ja auf allen Vieren fortbewegt, häufig im hohen Gras, wo man nicht immer sieht, was auf dem Boden liegt. Auch hier ist ein Zurückzieh-Reflex von Vorteil. Stell dir vor, du trittst auf etwas Spitzes. Wenn du mit deinem Gewicht voll darauf trittst, würde das eine Verletzung bedeuten. Oder du trittst auf etwas Weiches, sich Bewegendes. Eine Schlange? Lieber gleich zurückzucken! Bei den Fußsohlen gibt es sogar einen medizinischen Namen dafür: den Babinsky-Reflex. Ärzte fahren mit einem spitzen Instrument die Fußsohlen entlang, um zu prüfen, ob Lähmungserscheinungen vorliegen. Keine Angst, das führe ich dir jetzt nicht vor.“
Sie lachte wieder: „Das will ich dir auch nicht geraten haben, sonst fliegen wir sofort aus diesem Lokal.“ Schmunzelnd setzt ich meinen ‚hochwissenschaftlichen’ Vortrag fort: Unsere Zivilisation tut ein Übriges dazu, die Kitzligkeit der Fußsohlen zu verstärken. Menschen, die ein Leben lang barfuss laufen, entwickeln eine Hornhaut, wie sie wohl auch unsere Vorfahren hatten. Auch barfüssige Kulturen kennen kitzlige Fußsohlen. Allerdings nützt da keine sehr sanfte Berührung mit einer Feder, das wird nicht wahrgenommen. Da muss man schon die Feder umdrehen und mit dem Kiel etwas kräftiger aufdrücken, dann fühlen auch diese Menschen den Kitzelreiz und reagieren auf den Babinsky-Reflex.“
Ich hielt inne, weil ich bei der Erwähnung des Wortes ‚Feder’ ein unbehagliches Schaudern bei Susanne bemerkte. „Was nicht in Ordnung?“ fragte ich. „Ich schaudere schon bei dem Wort ‚Feder’ zusammen. Das ist eine richtige Phobie, die ich vor Federn habe.“
„Hmm, wäre interessant zu erfahren, woher das kommt. Aber dazu später. Ich wollte dir gerade erzählen, wieso unsere Zivilisation an der Sohlen-Kitzligkeit schuld ist. Stell dir vor, du müsstest etwas durch eine dicke Hornhautschicht erfühlen. Plötzlich ist die Hornhaut weg, nur eine zarte Hautoberfläche spannt sich über die Sohlen. Aber die zahlreichen und besonders empfindlichen Nervenenden sind noch da. Wir tragen seit Generationen Schuhe, nur in den seltensten Fällen laufen wir barfuss. Wie sollte sich da eine dicke Hornhaut entwickeln? Und die Empfindlichkeit dieser Nerven ist immer noch da. Was ist die Folge? Man ist besonders kitzlig dort.
„Bei den Handflächen ist es nicht mehr ganz so krass. Hier hat sich die Empfindlichkeit schon auf ein erträgliches Maß zurückgebildet. Aber die Hände sind unsere wichtigsten Sinnesorgane beim Tasten. Eine gewisse Anzahl von Nervenenden ist also immer noch wichtig und funktionsfähig. Daher die Kitzligkeit an den Handflächen.“
Der Kellner unterbrach uns. Wir bestellten noch eine Flasche Wein; dieses Gespräch war zu interessant, um schon nach Hause zu gehen. Susanne erzählte mir, dass sie ganz besonders kitzlig an den Zehen wäre und wollte auch dafür den Grund wissen.
„Auch unsere Füße waren einmal Greiforgane, mit denen wir Nahrung und so weiter erfühlten. Diese ‚Finger’ haben sich im Laufe der Evolution zu Zehen zurückgebildet, aber die Anzahl der Nervenenden ist in etwa gleich mit denen der viel längeren Finger. Und da sich unsere Zehen fast immer seitlich berühren, ist die Haut dort besonders zart und dünn. Korrigiere mich, wenn ich etwas Falsches sage: Am empfindsamsten sind die unteren Zehenglieder und die Zehen-Zwischenräume.“
Wieder nickte sie schaudernd. „Das kannst du laut sagen. Aber was hat das alles mit Erotik zu tun?“ – „Jetzt wird’s erst richtig interessant: Ist dir nie aufgefallen, dass die meisten kitzligen Körperteile auch erogene Zonen sind? Der Unterschied liegt lediglich in der Art der Berührung. Sanfte Zungenküsse auf deinem Bauch und im Lendenbereich sind dir sicherlich nicht unbekannt. Die meisten Menschen empfinden das als stimulierend.“ Unwillkürlich bewegte sich ihr Kopf zustimmend.
„Wenn du einen Menschen an diesen Stellen kitzelst, wirkt das ebenfalls stimulierend, du merkst das nur nicht sofort. Jedenfalls nicht in der kurzen Zeit, die du benötigst, um dich vor dem Kitzeln in Sicherheit zu bringen. Das wirkt nur, wenn du dich nicht dagegen wehren kannst, dann allerdings umso intensiver.“
Ihre Augen weiteten sich. „Was meinst du damit? Sich nicht wehren können? Dazu müsstest du mich ja festbinden! Das würde ich nie erlauben!“ – „Nun mal langsam,“ beruhigte ich sie. „Was tust du, wenn man dich kitzelt? Du versuchst, dich mit Händen und Armen davor zu schützen, oder du läufst weg. Das ist eine ganz natürliche Reaktion, aber damit raubst du dir selbst die Chance, durch diese sanften Berührungen erregt zu werden. Du spürst nur den unangenehmen Anfangsreiz, der die Reflexe auslöst.
„Erst wenn du bereit bist, dich über diese Schwelle hinwegtragen zu lassen, entfaltet Kitzeln seinen erotischen Effekt. Am Anfang ist das Kitzeln fast unerträglich, doch wenn du dich nicht dagegen wehren kannst, wenn du das Unerträgliche erträgst, werden deine Nervenenden mit Stimulation überladen. Da es sich dabei um besonders empfindliche Regionen handelt, die auch erogene Zonen sind, wirst du auch sexuell enorm erregt. Nach einer Weile überlagert die erotische Empfindung den eigentlichen Kitzelreiz. Glaube es mir, ich habe das schon oft erlebt, dass Frauen bei ausdauerndem Kitzeln vor Lust fast aus der Haut fahren. Nun gut, ohne zusätzliche sexuelle Stimulation werden nur die wenigsten einen Orgasmus erreichen, aber das Kitzeln verstärkt normalerweise den Höhepunkt ganz enorm.“
Mit immer noch großen Augen fragte sie mich ungläubig: „Und das ist wirklich kein Quatsch, den du mir da erzählst?“ Völlig ernst antwortete ich: „Mein Ehrenwort als Pfadfinder, kein Quatsch. Ich gebe zu, dass nicht alle Menschen gleich positiv darauf reagieren. Aber ich weiß, dass Frauen mit Kitzeln behandelt werden, die Orgasmusprobleme haben. Es funktioniert natürlich nicht, wenn diese Probleme organische Ursachen haben, oder bei Opfern von Vergewaltigungen, oder bei sexuellem Missbrauch während der Kindheit. Aber eine Menge Frauen mit Orgasmus-Schwierigkeiten haben ganz einfach Probleme, sich gehen zu lassen. Sie haben sich zu fest unter Kontrolle. Wenn man solche Frauen ausdauernd und beharrlich kitzelt, verlieren sie diese Kontrolle. Sie können durch das Kitzeln nichts mehr kontrollieren, auch nicht ihre Hemmungen. Auch das geht natürlich nur in Verbindung mit Fesselung.
„Aber es gibt noch einen anderen, physiologischen Zusammenhang zwischen Kitzeln und Orgasmus. Der Lachreiz bewirkt im Körper fast die gleichen Muskelkontraktionen wie beim sexuellen Höhepunkt. Unser Gehirn ist dann offensichtlich der Meinung, dass eben ein Orgasmus bevorsteht, und es veranlasst die vermehrte Ausschüttung verschiedener Glücks- und Sexualhormone. Es bereitet sozusagen den Organismus auf einen Orgasmus vor. Das ist eine Art Rückkopplungseffekt. Woher der Lachreiz beim Kitzeln kommt, ist übrigens noch ungeklärt.“
Dieses offene Gespräch über Sex blieb offensichtlich nicht ganz ohne Wirkung auf Susanne. Ihre Augen glänzten, und sie strich sich nervös durchs Haar. Äußerlich cool erwiderte sie: „Das ist ja fast unglaublich. Du hast dich offensichtlich wirklich sehr intensiv damit befasst. Aber ein paar Sachen habe ich doch nicht verstanden. Was haben zum Beispiel die Fußsohlen damit zu tun? Füße sind doch keine erogenen Zonen, oder?“
„Das glaubst du! Hat dir noch nie jemand die Füße geküsst? Hat nie jemand an deinen Zehen geleckt oder gesaugt? Dann hast du aber was verpasst! Es gibt übrigens auch hierfür eine physiologische Erklärung: Die Reizimpulse der einzelnen Nervenenden werden im Gehirn in ganz bestimmten Regionen empfangen. Durch umfangreiche Untersuchungen weiß man inzwischen, wo welche Impulse landen. Zufällig befinden sich die Rezeptoren für die Füße in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Rezeptoren für die Geschlechtsteile. Wird nun in den Nerven der Fußsohlen und Zehen ein starker Reiz erzeugt, können die damit überladenden Rezeptoren elektrische Energie auf die Nachbarsektoren ableiten. Ein starker Kitzelreiz an den Füßen kann das Überspringen dieser Reizpotentiale bewirken.“
Sie schüttelte nachdenklich den Kopf. „Das ist einfach unglaublich! Und das ist wirklich wissenschaftlich erwiesen?“ – „Ja. Zumindest ist es die räumliche Nähe der erwähnten Rezeptoren und die Tatsache der überspringenden elektrischen Impulse. Zusammengereimt habe ich mir das allerdings selbst. Offensichtlich ist noch niemand auf die Idee gekommen, den logischen Zusammenhang herzustellen. Es wird viel zu wenig über Kitzeln geforscht. Wenn ich genug Geld hätte, würde ich liebend gerne einen Forschungsauftrag in diese Richtung finanzieren.“
Wir schwiegen nachdenklich. Es war klar, sie brauchte Zeit, um das Gehörte zu verdauen. Ich drang nicht weiter in sie, sondern bezahlte die Rechnung. Bevor sie in ihr Auto stieg, verabschiedeten wir uns mit einer Umarmung. Eine absurde Situation! Wir waren noch nicht einmal beim ersten Kuss angekommen, aber ich hielt ihr Vorträge über Sex!
Zwei Wochen später trafen wir uns wieder, diesmal bei einer öffentlichen Veranstaltung. Private Unterhaltung war hier ganz einfach unmöglich, und das oberflächliche Party-Blabla ging mir bald gewaltig auf die Nerven. Unser spezielles Thema blieb natürlich unberührt. Als ich mich anschickte zu gehen, bot sie mir ihre Begleitung an. „Wir könnten irgendwo noch einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken gehen,“ schlug sie mir vor.
Nun, das kam fast ein wenig unerwartet. Unsere Unterhaltungen am Telefon waren nach unserem letzten gemeinsamen Abend völlig belanglos verlaufen, und ich schalt mich schon einen Narren, ihr diesen Vortrag gehalten zu haben. Wie ich befürchtet hatte, drohte unsere Beziehung abzukühlen, bevor sie richtig begonnen hatte. Und nun dieses Angebot!
Wir gingen in ein nettes Weinlokal in der Nähe. Krampfhaft bemühte sich mich, die Themen Sex und Kitzeln zu umschiffen. Wenn überhaupt, dann musste das Thema von ihr zur Sprache gebracht werden.
Und sie tat mir diesen Gefallen. Mein trockener, theoretischer Samen war in fruchtbare Erde gefallen und keimte! „Du hast mir da neulich eine interessante Geschichte erzählt,“ erwähnte sie beiläufig. Ich entgegnete: „Ich habe dir viele Geschichten erzählt. Welche meinst du?“
„Tu nicht so unschuldig! Du weißt genau, was ich meine! Das mit dem Kitzeln und Sex und so. Das war doch alles Mumpitz, um mich irgendwie rumzukriegen, oder?“ In ehrlicher Entrüstung dementierte ich heftig: „So wahr ich hier neben dir sitze, es war die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit! Und absolut nicht, um dich ‚rumzukriegen’!“
„Warum sonst hast du mir das alles erzählt?“ bohrte sie weiter. – „Nun ja, ich finde das Thema recht interessant, und ich wollte dich auch dafür interessieren. Außerdem finde ich es richtig schade, wenn jemand, der so schön kitzlig wie du ist, das ganze nur als ‚unangenehm’ betrachtet, ohne daraus persönlichen Nutzen zu ziehen.“
Sie schmunzelte: „Du bist richtig süß, wenn du dich so ins Zeug legst, weißt du das?“ Dieses Biest schaffte es tatsächlich, mich verlegen zu machen! Ich glaube, ich bin sogar ein wenig errötet.
„Wenn es dir peinlich ist, weiter darüber zu sprechen, sag’ es ruhig, dann wechseln wir das Thema,“ grinste sie süffisant. – „Schon okay,“ winkte ich ab. „Ich freue mich ja, dass dich dieses Thema interessiert.“ – „Dann kannst du mir sicherlich noch einige Fragen dazu beantworten.“ – „Klar, schieß los!“
„Du hast neulich erwähnt, dass du so etwas tatsächlich schon mal gemacht hast. Ich meine, Kitzeln mit Sex und Fesseln und so. Wie hast du die Frau damals eigentlich rumgekriegt, das mit sich machen zu lassen?“
Meine trockene Kehle musste dringend geräuspert werden. Ein Schluck Wein gab mir die nötige Courage. „Ich glaube, sie war einfach neugierig, etwas Neues kennen zu lernen. Aber mit den Fesseln ist das so eine Sache. Wenn man da nicht gewaltig aufpasst, kann das ein Schuss nach hinten werden!“
„Hab ich mir schon gedacht. Wie gesagt, ich würde mich nie fesseln lassen.“ – „Sag niemals nie! Aber ernsthaft, damit das ein wirklich großes Erlebnis für beide wird, muss man eine Menge Spielregeln beachten.“
„Spielregeln? Du hältst das also für ein Spiel?“ – „Spricht man nicht auch vom Liebesspiel? Ist die Liebe ein Spiel? Ich glaube nicht. Dennoch gibt es auch hierfür Spielregeln, wie zum Beispiel Treue und Aufrichtigkeit. Deshalb darf man auch beim Fesseln von Spielregeln sprechen.“ – „Okay, eins zu null für dich,“ lenkte sie ein. „Wie sehen denn diese Spielregeln aus?“
„Zunächst einmal müssen es beide Partner wirklich wollen. Überreden genügt nicht, und Zwang verdirbt alles. Das würde einer Vergewaltigung gleichkommen, und das lehne ich strikt ab.
„Es ist ganz natürlich, dass man zunächst Angst hat, gefesselt zu werden. Aber ich vergleiche das mit dem ersten Sprung vom Dreimeterbrett im Schwimmbad. Beim ersten Mal hat man schreckliche Angst, wenn man ganz alleine da oben steht. Doch du weißt, wenn du jetzt umkehrst und nicht springst, wirst du es vielleicht nie wagen. Also überwindest du deine Angst und springst. Danach wirst du trotzdem immer noch ein Prickeln in der Magengegend spüren, wenn du wieder da oben stehst. Aber du weißt jetzt: diese Angst kann ich überwinden, und dann steht mir ein schönes Erlebnis bevor. Wenn du aber gleich beim ersten Sprung einen fürchterlichen, schmerzhaften Bauchplatscher produzierst, wirst du vermutlich nie wieder zum Springen bereit sein. Deshalb ist es vor allem beim ersten Fesseln wichtig, dass nichts, absolut nichts schiefläuft.“
Wieder nippte ich an meinem Wein, bevor ich fortfuhr: „Ganz wichtig ist das Vertrauen zwischen beiden Partnern. Nicht nur der Gefesselte geht ein Risiko ein, auch der Fessler riskiert allerhand. Was ist, wenn ihn die Partnerin anschließend wegen Vergewaltigung anzeigt? Sie kann ja noch die Spuren der Fesselung beweisen.
„Und der oder die Gefesselte begibt sich völlig in die Gewalt des Fesslers. Einmal festgebunden, ist Widerstand unmöglich. Was ist, wenn der aktive Partner ein verkappter Sadist ist, dem es Spaß macht, andere zu quälen? Der nicht die Grenzen erkennt oder akzeptiert, die man vorher gemeinsam abgesteckt hat? Du siehst, Vertrauen ist enorm wichtig. Das funktioniert normalerweise nur zwischen Menschen, die sich wirklich lieben. Anderen würde ich von solchen Experimenten unbedingt abraten.“
„Das überzeugt mich,“ nickte sie. „Du sagtest etwas von gemeinsamen Absprachen?“ – „Das ist der nächste wichtige Punkt. Der fesselnde Partner muss genau darüber Bescheid wissen, was sein gefesselter Partner gerne mag, und vor allem, was er überhaupt nicht mag. Es hat also überhaupt keinen Sinn, jemand zum Kitzeln anzubinden, wenn vorher abgesprochen ist, dass Kitzeln nicht in Frage kommt.“
Sie unterbrach mich: „Warum sollte sich überhaupt jemand einverstanden erklären, gefesselt zu werden? Nur als Vertrauensbeweis?“ – „Wenn man gefesselt ist, geht die völlige Verantwortung auf den fesselnden Partner über. Lache nicht, es ist manchmal ganz angenehm, alle Verantwortung abzugeben. Sich einfach treiben zu lassen. Man muss kein Masochist sein, um das Prickeln des Ausgeliefertseins genießen zu können. Mach mit mir, was du willst, ich werde es nur genießen. Kennst du dieses Gefühl?“
Sie nickte schweigend. „Ich habe es nur noch nicht mit Fesseln ausprobiert. Aber das Gefühl, sich jemand gerne und lustvoll auszuliefern, das kenne ich.“ – „Deinem Gesichtsausdruck entnehme ich, dass dir das durchaus gefallen hat. Den meisten Menschen, die so etwas erlebt haben, gefällt es.
„Doch zurück zu den Spielregeln: Dazu gehört festzustellen, welche Körperteile nicht berührt werden dürfen. Manche Menschen empfinden zum Beispiel anale Stimulation als unangenehm. Also wird diese Region für tabu erklärt. Und wenn dem Partner nur ein ganz klein wenig an dir liegt, wird er sich daran halten. Es soll schließlich für Beide lustvoll sein.
„In deinem konkreten Fall wäre so ein Tabu beispielsweise, dass nicht mit Federn gekitzelt wird, weil du eine Abneigung dagegen hast. In meinem Fall wäre das Gesicht eine Tabuzone. Dort empfinde ich das Kitzeln nur als unangenehm, obwohl ich dort recht kitzlig bin. Diese Art von Tabu ist wichtig, wenn man vor hat, auch nach diesem Tag noch zusammen zu bleiben. Wird eines dieser Tabus verletzt, ist das Vertrauen zum Teufel, und es wird nie wiederkommen.
„Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Gefahrensignal. Dafür genügt ein einfaches ‚Stop’ oder ‚Aufhören’ nicht. Wer richtig durchgekitzelt wird, stößt diese Worte unwillkürlich aus, obwohl er oder sie eigentlich weitergekitzelt werden möchte, weil gerade der Punkt erreicht ist, wo die Unerträglichkeit in Lust umschlägt.
„Bei meinen eigenen Fessel-Erlebnissen habe ich immer Husten als Gefahrensignal verwendet. Wenn dieses Signal ertönt, muss das Kitzeln sofort aufhören. Das hat noch einen weiteren Grund: Wenn man richtig gekitzelt wird, kann man oft vor Lachen nicht sprechen. Ein Wort als Gefahrensignal ist also manchmal unwirksam. Und beim Lachen verschluckt man sich vielleicht. Dabei hustet man automatisch, und das ist gut so. Ganz ungefährlich ist das Gekitzeltwerden nämlich nicht: man kann dabei ersticken, wenn man nicht ab und zu tief Luft holen darf.“
Susanne nickte heftig. „Das habe ich schon mal erlebt. Mit meiner besten Freundin habe ich mich in der Pubertät manchmal gebalgt, zum Spaß natürlich. Einmal hat sie mich dabei so heftig gekitzelt, dass ich gar nicht mehr zum Luft holen gekommen bin. Ich wurde fast ohnmächtig, bevor sie endlich aufhörte.“
„Schau schau, du hast also doch schon Erfahrung! Spaß beiseite: Kitzeln wurde im Mittelalter bei verschiedenen Völkern als Folter oder Strafe angewandt. Lies mal im ‚Simplizissimus’ nach. Einige Opfer sind dabei tatsächlich gestorben. Lache nicht, das ist todernst gemeint. An den Opfern dieser Folter waren anschließend keinerlei Spuren der Methode nachzuweisen. Eventuelle Geständnisse mussten also völlig ‚freiwillig’ erfolgt sein.
„Beim erotischen Kitzeln muss man also unbedingt darauf achten, das ganze nicht zu übertreiben. Auch ohne Gefahrensignal sollte man dem Gefesselten ab und zu eine Atempause gönnen. Man kann diese Pausen auch mit wirklich erotischen Berührungen füllen, das ist sogar besonders wirksam. Der ganze Körper befindet sich dann in einem äußerst empfindsamen Zustand, der auch sexuelle Reize besonders gut weiterleitet.
„Wie ich schon erwähnte, erhöht Kitzeln während des Orgasmus das Lustempfinden ungemein. Manche Menschen fallen richtig in Extase dabei, und bei Frauen sind Mehrfach-Orgasmen keine Seltenheit. Ganz wichtig dabei ist, den oder die Gefesselte sofort nach dem Höhepunkt loszubinden, da sonst schmerzhafte Krämpfe in Armen und Beinen auftreten können. Einen Muskelkater vom Lachen hat man am nächsten Tag sowieso. Aber ich kenne unangenehmere Gründe für einen Muskelkater!“
Sie grinste schon wieder: „Soso, der Experte spricht. Hast du eigentlich immer nur Andere gekitzelt, oder hast du das schon mal mit dir machen lassen?“ – „Natürlich, und ich bin mir wirklich nicht sicher, was von beiden mir besser gefällt. Selbstverständlich muss man dem gekitzelten Opfer Gelegenheit zur Revanche geben, sonst wird das einseitig und unfair.“
Sie kicherte ein wenig verlegen. „Darf ich das als Einladung verstehen?“ – „Wenn du meinst...“
Nun waren wir beide verlegen wie Teenager beim ersten Rendezvous. Keiner hatte den Mut zum nächsten Schritt. Um die Situation zu entkrampfen, machte ich ein paar belanglose Scherze, und ihr Lachen löste die Spannung. Wir alberten noch eine ganze Weile, und ich genoss es.
Wieder einmal näherte sich ein Abend seinem Ende. An ihrem Auto angekommen, standen wir noch lange beisammen. Aus dem flüchtigen Gute-Nacht-Kuss wurde ein richtiger Kuss. Ich war im siebten Himmel! Aber es sollte noch eine Steigerung folgen: Sie versprach mir, über das Gesagte nachzudenken. Halb scherzhaft meinte sie: „Okay, ich verspreche dir: Falls ich mich jemals dazu entschließen sollte, mich kitzeln zu lassen, dann von dir. Gib mir ein wenig Zeit.“ – „So viel du willst, liebe Susanne. Das, was du eben gesagt hast, macht mich schon jetzt unendlich glücklich!“ Ich küsste sie wieder, und sie fuhr weg.
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